Mittwoch, 17. August 2016

Bauopfer

Mir hat sich wieder ein sehr weites, ungemein spannendes Feld eröffnet, in das ich mich wieder unendlich vergraben könnte. Es handelt sich um das sogenannte Bauopfer.
Bauopfer wurden meist in Häusern verbaut, vermauert, vergraben, um den genius loci zu besänftigen, da jeder Bau ein Eingriff in die bestehende Landschaft war, man sich die Geister etc. pp. gewogen machen wollte.
Darauf gekommen bin ich durch einen interessanten Umstand. Ich hatte wieder einen Helfer hier, diesmal aus Taiwan, und wir haben uns eins der Giebelzimmer vorgenommen, Fachwerk wieder freigelegt und schon den Lehmunterputz gemacht. Nun war in dem Raum allerdings noch so eine unschöne Leitung für die Lampe. Kuhstallinstallation nennen wir das hier immer. Somit die Idee, vom Spitzboden aus durch die Dielen, Schüttung usw. ein Löchlein für die Leitung durch die Decke zu bohren, die Leitung natürlich durch ein sicheres, schmales Rohr geführt.
Die Dielen sind im Spitzboden sowieso oll, haben sehr gelitten, weil eine Zeit lang die Giebelfensterchen offen standen, als das Haus jahrelang leer stand, es durch die porösen Betondachsteine geregnet hatte usw. usf. Unter den Dielen fand sich eine dicke Isolierschicht aus Stroh mit Lehm, darunter fanden sich Holzschwarten, wovon eine durch eine raffinierte Aussparung im Balken herausgehoben werden konnte, so daß man die restlichen Schwarten verschieben und ebenfalls rausnehmen kann (so man das möchte). Darunter war eine dicke Schicht Sägespäne. Und darin vergraben befanden sich zwei Eier.

Zuerst kam natürlich der Gedanke an ein Tier. Eierdiebstahl ist ja dort nicht ganz unbekannt. Nach weiterem Nachdenken jedoch wurde klar, daß erstens ein Tier nie dorthin kommen würde. Es ist einfach zu dicht verschlossen, kein Durchkommen. Zweitens waren die Eier komplett unversehrt. Nur eben ganz leicht, weil sie das Eiinnere schon eingetrocknet war. Es handelte sich ganz klar um ein Bauopfer zum Schutz und zur Segnung des Hauses, als es errichtet wurde. Normalerweise gibt die Lage einen Hinweis auf den Zweck. Hier in der Nähe eines Schornsteins unter dem Dach. Ich sage mal ganz klar Feuer- und Blitzschutz. Nachdem das Dorf mehrmals abgebrannt ist, nicht ganz unsinnig.
Ich habe natürlich versucht, etwas darüber zu finden. Es ist eine recht mühsame Suche, denn meistens wurden Tiere geopfert oder auch andere Gegenstände, wie Münzen usw. Eier, konnte ich nachlesen, waren wohl die gemäßigte Variante, eines lebenden Opfers. Also eine recht starke Opfergabe. Was evt. unter den sehr viel älteren Fundamenten liegt, kann ich nicht sagen. Freunde von mir haben im Stallfundament zwei über Kreuz gelegte Skelette gefunden. Eines von einem Schaf, eines von einem Hund. Ob hier noch eine Katze unter der Schwelle vermauert wurde, ist etwas, worüber ich mir in dunklen Winternächten Gedanken machen kann. ;-)

Die Eier habe ich übrigens wieder an ihren geheimen Ort zurückgelegt. Der Schutz soll ja weiterhin bestehen.
Aber meine Güte, das Thema ist dermaßen spannend ...

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Zuletzt aktualisiert: 20. Mai, 15:03

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